Eine Systemaufstellung ist am einfachsten zu beschreiben, wie ein Theaterstück, das ein inneres Anliegen im Aussen darstellt, aber ohne Drehbuch oder vorgegebener Story. Dort kann der Klient einen klareren Blick auf die unterschiedlichen Aspekte des Themas werfen und deren Dynamik mit- und zueinander erkennen, seine Erkenntnisse daraus ziehen und seinen weiteren Weg besser danach ausrichten.
Klienten/Auftraggeber können sowohl Firmen, wie auch Privatpersonen sein und die Möglichkeiten der aufzustellenden Anliegen sind nahezu unendlich groß. Prinzipiell gilt, dass alles aufgestellt werden kann, was in irgendeiner Weise zu einem System gehört. Ob das System der Familie, der Firma, des Körpers, der Marktwirtschaft, der Gemeinde etc.
Um eine erste Vorstellung davon zu geben, nenne ich jetzt einmal eine Auswahl von Dingen/Anteilen, die (jeweils in einem Aspekt) durch die unterschiedlichen Positionen repräsentiert werden können:
Der Klient stellt sein Anliegen in Kürze dar und man legt gemeinsam den genauen Auftrag fest, also das, was nach Wunsch den Klienten idealerweise das Ergebnis dieser Arbeit sein sollte. Je nach dem, ob man in einer Gruppe arbeitet oder in einer Einzelsitzung, werden dann die für das Anliegen entscheidenden Postionen Stellvertreter oder Bodenanker ausgewählt, wobei es auch immer eine Position für den Klienten gibt – schließlich geht es ja darum, welchen Platz er in diesem Gefüge hat und den es gilt zu optimieren, denn sonst gäbe es ja kein Anliegen. Diese werden vom Klienten so im Raum positioniert, wie es seinem aktuellen Empfinden entspricht.
Dann geht es los. (Um es einfacher zu halten, fahre ich nun mit der Schilderung einer Aufstellung in einer Gruppe fort – das ist aber auch alles in einer Einzelsitzung möglich!) Die Stellvertreter fühlen sich auf dem vom Klienten zugewiesenen Platz ein und schildern zunächst einmal ihre Körperwahrnehmung: der eine Stellvertreter fühlt sich vielleicht auf seinem Platz unwohl und würde sich gerne von etwas weg- oder zu etwas hinbewegen, ein anderer nimmt sich vielleicht als dominierend groß wahr etc. – So werden die einzelnen Postionen abgefragt und es entwickelt sich allmählich eine Dynamik.
Denn wie schon die Kybernetik, bzw. das gesamte Systemische Arbeitsmodell immer wieder aufgezeigt hat, hat jedes System seine Regeln, nach denen es sich selbst reguliert. – Ähnlich einem Mobile, welches, wenn man dort ein Teil verändert, auch alle anderen Teile umpositionieren muss, um wieder in der Gesamtheit in der Balance zu bleiben. Und diese Regeln sind für für alle vergleichbar, weswegen sogar Stellvertreter, die nichts von dem Anliegen wissen, ihre "Dienstleistung" erbringen können.
Der Klient kann während eines großen Anteils des Prozesses von aussen zuschauen und begleitet ihn innerlich mit. Oft sind Klienten fasziniert, wieviel sie dabei von dem wiedererkennen, was die Stellvertreter so sagen und/oder wie sie agieren.
Auf diese Art wird dieser Prozess weitergeführt, so weit es für Klient und Anliegen möglich ist. (Spätestens) in der Schlussphase wird dem Klienten angeboten den Platz seines eigenen Stellvertreters (bzw. dem seiner Firma etc.) einzunehmen. Das hat zum einen den Sinn, dass er dann die für sein Anliegen entscheidene Schritte selbst auszuführen kann (zumal sich häufig nach diesem Wechsel noch ein paar Veränderungen zeigen). Zum Zweiten kann der Klient (dann nicht mehr "nur Zuschauer", sondern wieder unmittelbar Teil des Systems) so aber auch selbst noch einmal intensiver erfahren, ob und wie sich die in der Arbeit entstandene neue Ordnung der Anteile, bzw. sein neuer Platz im System sich anfühlt.
Bei einigen Aufstellungen ist am Ende sogar bereits das Wunschziel erreicht. Hier ist es gerade bei emotionalen Anliegen oft eine große Hilfe, wenn man dann auch schon gefühlsmäßig erfahren kann, wie sich die neue Ordnung/Position anfühlt, um in der Zeit nach der Aufstellung nicht nur den Weg Stück für Stück nachzuvollziehen, den man während der Arbeit sehen konnte, sondern auch eine eben gefühlte Ausrichtung mit zu nehmen – wie die Neujustierung eines inneren Kompasses – oft eine große Erleichterung für den weiteren Weg.